.... eine vielfältige, mediterrane Welt, der sie sich kaum entziehen können. Die Zeiten ändern sich. Der Klimawandel beschleunigt sich von Jahr zu Jahr. Es wurde der Begriff der „Flugscham“ kreiert. Nach Starkregen können Touristen auf der Ferieninsel ertrinken oder werden als Radfahrer von Autos getötet. Der Name leitet sich wohl vom Lateinischen ab als „insula majoris“, die größte der Balearen-Inseln, während Palma de Mallorca in der maurischen Zeit „Medina Majurca“, die Stadt auf Mallorca, hieß. Die „Balearen“ waren früher wegen ihrer Steinschleuderer bekannt, die von den Römern als Söldner angeworben wurden. Die Menschen fliegen heutzutage nicht mehr nur ans Mittelmeer, „das Mittelmeer kommt zu uns“. Mediterrane Tier- und Pflanzenarten besiedeln als Neobiota warme Bereiche unserer Städte und Gewerbegebiete – unter anderem die Prozessionsspinner. Die Insel, lange ein Sinnbild für oft überschwengliche Erholung wehrt sich zusehends gegen den „Übertourismus“, ein Wort, welches so früher nicht in Mode war. Mit Flugzeugen werden „himmlische Heerscharen“ herbeigebracht, die dem Eiland nicht nur Geld und Arbeit, sondern auch die Zerstörung vieler Lebensräume einbrachten. Die Tourismus-Branche übernimmt Privat-Wohnungen und bietet sie Touristen für relativ niedrige Preise an. So suchen Einheimische oft vergeblich günstigen Wohnraum. Kreuzfahrtschiffe stehen in Zeiten der nahenden ökologischen und klimatischen Katastrophe im Zentrum der Kritik. Wasser wird immer knapper, besonders im Inneren der Insel. Genießbar ist es – aus dem Kran gezapft – schon lange nicht mehr. Meerwasser Entsalzungs-Anlagen werden mit hohem Energieaufwand betrieben. Südlich von Mallorca werden von der Küstenwache Flüchtlingsboote abgefangen, während im Mittelmeer inzwischen Weiße Haie relativ normal sind. Bei Gibraltar, ganz in der der Nähe, wird vor Angriffen von Orca-Walen auf kleinere Boote gewarnt – fast wie in einem Roman des Autors Schätzing. Nur wenigen Besuchern der Insel ist die Bedeutung der kleinen braunen Bällchen am Strand bewusst. Oft werden sie als dreckig empfunden – der Strand wird regelmäßig „gereinigt“. In Wirklichkeit handelt es sich um die von Wind und Wellen zusammengeballten Überreste des Neptungrases (Poseidonia), welches das zentrale Ökosystem und die Kinderstube der Fische des Mittelmeeres bildet. Diese Überreste dienen den Balearen quasi als natürlicher „Stoßdämpfer“ und Strandbildner. Bis über 1 m hoch türmen sich im Normalfall diese Gras-Reste an den Küsten und schützen diese vor der starken Brandung und Sandverlusten. Sand selbst entsteht vor Mallorca innerhalb der Poseidonia-Rasen durch Muscheln, die darin leben – und ohne den „Sand-Filter“ kann salziges Meerwasser in den Grundwasserhorizont eindringen und so auch die Landwirtschaft gefährden. Und wie alles begann? Der Massentourismus wurde entschieden angekurbelt durch einen miesen, verregneten Aufenthalt des Pianisten Frederik Chopin und seiner Partnerin G. Sand. Winterurlaub in den Mallorkiner Bergen – kein Spaß, denn dort ist rund um die Tausender Schnee keine Seltenheit. Nichts desto trotz – wen es trotz verständlicher Bedenken doch noch auf die Insel verschlägt, der/die kann sich vor kulinarischen, kulturellen oder naturkundlichen Eindrücken kaum retten. War dieser Schatz der Balearen nicht auch ein Lieblingsort der spanischen Königsfamilie? Armut auf Mallorca? Wer die Wohnhöhlen der „Gestrandeten“ mal gesehen hat, die sich durch „Containern“ nach Ladenschluss der Supermärkte die ent- sorgten Lebensmittel besorgen, während auf der Straße die Losverkäufer die traditionelle Lotterie ankündigen, wird begreifen, dass die Balearen sich im gleichen multikulturellen und pluralistischen Spannungsfeld befinden wie der Rest der Welt. Autor: Volker.Heimel@gmx.de